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GERMAN: Umziehen innerhalb den USA

Um es gleich am Anfang zu sagen… ein Umzug innerhalb den Vereinigten Staaten macht nur bedingt Spaß!

Umzugsunternehmen haben nämlich nur eins im Sinn. Nein, leider nicht das Umzugsgut sicher an den neuen Wohnort bringen, sondern möglichst viel Geld aus einem heraus zu quetschen.

Unsere Familie ist um diese Erfahrung zu machen von New York nach Miami gezogen und hat dabei eine Menge unschöner Dinge erlebt. Zuerst dachten wir, dass das an uns liegen würde, was aber nicht der Fall war oder ist. Wenn man unsere “Erlebnisse” nämlich online recherchiert, stellt man schnell fest, dass es noch ganz viele andere gibt, die ähnlich vergnügliche Stunden mit den Damen und Herren von der “Moving Company” hatten.

Aber jetzt erstmal von vorne…

Nachdem wir einige Umzugsunternehmen wegen unseres bevorstehenden Umzugs per Email kontaktiert hatten, konnten wir uns vor Angeboten kaum retten. Die Preise wichen dabei lustiger weise erheblich voneinander ab, ohne dass irgendjemand bis zu diesem Zeitpunkt bei uns gewesen wäre.

Gut, wir hatten eine (mehr oder weniger) vollständige Liste des Umzugsgutes mitgeschickt, aber dass die Preisspanne dann von $4000 bis $14,000 reichen sollte, kam uns irgendwie erheblich “spanisch” vor…

Der erste Mitarbeiter einer Umzugsfirma, der dann bei uns war, kalkulierte ungefähr $12000 an Kosten – und wir dachten, dass er die Kosten offensichtlich an das Gebäude angepasst hatte, in dem tatsächlich auch ganz “normale” Menschen wie Leonardo di Caprio und Tyra Banks wohnen.

Also luden wir eine Mitarbeiterin einer anderen Umzugsfirma zu uns ein und hörten uns an, was sie zu sagen hatte. Nachdem sie lange mit meiner Frau gesprochen hatte, kam sie zu dem Schluss, dass uns der Umzug ca. $6000, also die Hälfte, kosten sollte. Das gefiel uns natürlich schon viel besser. Außerdem hatten wir vorher besprochen, dass wir ein wenig die Heul-Geschichte “Fünfköpfige Familie im teuren Manhattan – und alle wollen uns nur übers Ohr hauen.” in’s Spiel bringen werden. Wir waren insofern einigermaßen glücklich. Die nur geringfügige Selbsterniedrigung hatte uns $6000 gespart – dachten wir zumindest! 😉

Die Umzugsmannschaft, die am “Wir verlassen die teure (aber spannende) Stadt New York”-Tag anrückte, war nett und professionell, benötigte aber deutlich mehr Zeit als veranschlagt. Nämlich 1,5 Tage anstatt maximal einen Tag und angeblich auch einen zweiten LKW. Das war aber nur Teil eines perfiden Plans, wie ich dann erst viel später heraus fand.

In Florida angekommen, zogen wir erstmal ohne Möbel und ohne unsere Sachen aus New York in eine temporäre Wohnung und suchten nach einem schönen Apartment, in dem wir tatsächlich mal länger bleiben wollen. Leider zog sich dieser Vorgang deutlich länger hin als gedacht und war außerdem mit diversen bürokratischen Hürden gespickt. Nach fast 4 Monaten war es aber dann soweit. Wir verständigten das Umzugsunternehmen, dass sie bitte ennnnnndlich unsere Sachen an die neue Adresse in Florida liefern sollten.

Tja, und dann kam der erste große Dämpfer. Mit Einlagerung und zweitem LKW, mehr Arbeitszeit als gedacht, usw. sollten und mussten wir $4000 nachbezahlen, bevor sie überhaupt darüber nachdachten unsere Sachen anzuliefern.

Ewige Telefonate mit der immer noch netten Sachbearbeiterin änderten daran nur sehr wenig, trotzdem dachten wir immer noch, dass die Nachzahlung ja auch irgendwie eine Berechtigung hatte.

Allerdings… bekamen wir dann am Vorabend der Anlieferung Besuch von dem Mitarbeiter, der am nächsten Tag, unsere Kleider, Möbel, Spielsachen, Computer, usw. anliefern sollte. Dieser stellte bei einem Termin mit meiner Frau fest, dass wir aufgrund klein gedruckter Bestimmungen noch einmal über $2000 mehr bezahlen sollten – und zwar in bar am Morgen der Anlieferung. Als ich davon hörte bin ich dann erstmal kurzfristig und überaus impulsiv ausgeflippt. Was mich am meisten ärgerte war die sogenannte “Begründung”. Irgendwo stand also etwas, dass wenn die Entfernung vom LKW bis zum Eingang mehr als 75 Meter betragen würde, eine Nachzahlung in Höhe von $200 fällig wäre – und – das stand dann zwar nicht wirklich da, aber angeblich sogar >pro Meter<. Großzügigerweise würde er uns aber nicht $3000 dafür abknöpfen wollen, sondern lediglich den Freundschaftspreis von nur vollkommen niedlichen $2000.

Wir sollten also im Ernst für eine Laufstrecke von 15 Metern $2000 mehr bezahlen, mit der Begründung, dass sie dafür einen Mitarbeiter mehr bräuchten und das mehr Zeit verschlingen würde, usw.. Genau genommen konnte der LKW allerdings bis ungefähr drei Meter vor den Eingang des Gebäudes fahren, was aber angeblich nicht die Berechnungsgrundlage für diesen Zuschlag sei.

Am selben Abend schrieb ich dann noch eine wütende Email an den Spediteur und die angeblich so nette Mitarbeiterin, dass wir das in keinem Fall bezahlen würden – egal was passiert.

Tja und am nächsten Morgen stand sie dann da, die Mannschaft, die ganz offensichtlich erst morgens bei einem Jobcenter aufgegabelt wurde plus der Chef der Truppe, nennen wir ihn Piedro, der dann auf mich zu kam und tatsächlich und ernsthaft §2000 in Cash haben wollte.

Ich schäumte augenblicklich vor Wut und lies erstmal alles an aufgestautem Frust an diesem daran offensichtlich gewöhnten Südamerikaner ab. Unbeeindruckt erklärte er mir, dass ich mich nicht so aufregen solle und dass das Ganze hier im Kleingedruckten stünde. Ich hätte insofern keine Wahl, weil sie sonst den LKW einfach nicht abladen würden.

Als “guter Deutscher” war ich aber auf alles vorbereitet, was nun kommen sollte – und ich war tatsächlich so richtig, richtig wütend.

Ich erklärte ihm, dass es in Florida eine Straftat ist, wenn Umzugsgut als “Geisel” genommen wird, worauf er mir dann unumwunden mitteilte, dass das auch kein wirkliches Problem für ihn sei. Dann würden sie eben einfach alles auf der Straße abladen und ich müsste schauen, wie ich die hundert Kisten plus Möbel nach oben in unsere Wohnung im 8. Stock bekäme.

Aha! Aber nicht mir. Ich sagte einfach nur “Okay, legt los!” – was ihn irritierte, auch wenn er es sich kaum anmerken lies.

Die nächste Eskalationsstufe war dann der Anruf bei seiner Chefin, der sogenannten “netten” Mitarbeiterin, die mich dann persönlich, d.h. telefonisch, vom Kleingedruckten überzeugen wollte. Als sie gerade dazu ansetzte, bin ich ihr jedoch sofort über den Mund gefahren und habe ihr einfach nur deutlich und unmissverständlich mitgeteilt, dass sie sich wirklich schämen sollte, bei so einem “Spiel” mitzuspielen. Eine Familie mit drei Kindern so schamlos auszunehmen, sei doch wirklich moralisch das Allerletzte. Worauf sie tatsächlich sofort inne hielt und nur kurz angebunden meinte, sie müsste mit ihrem Chef darüber sprechen.

Piedro versuchte nun zwischenzeitlich immer wieder Druck zu machen, offensichtlich ein Teil der oft angewandten Zermürbungstaktik. Dass die Arbeitszeit der Männer nicht kostenlos sei und sie es nicht mehr am heutigenTag schaffen würden, wenn wir nicht anfangen würden, usw. Die anderen Männer hatte ich aber mittlerweile schon auf meiner Seite, weil ich ihnen in kurzen Worten erzählte, dass die Rechnung schon von ursprünglichen $6000 auf $10000 erhöht wurde und uns jetzt allen Ernstes weitere $2000 für die paar Meter bis zum Aufzug abgeknöpft werden sollten, von denen sie wahrscheinlich gar nichts sehen würden. Außerdem war mir natürlich klar, dass solche Hilfskräfte in der Regel nur einen absoluten Hungerlohn gezahlt bekommen, was mich zusätzlich wütend machte.

Mittlerweile kam Piedro also von einem erneuten Telefonat mit der Firma zurück, dass er ein paar Meter entfernt geführt hatte und erzählte mir, dass leider “wirklich” nichts zu machen sei und sein Chef darauf bestünde, dass sie unsere Sachen jetzt auf die Strasse abladen würden, wenn wir nicht – wohl gemerkt in Cash – sofort bezahlen sollten.

Ich sagte “Nur zu! Das Nächste was ich dann machen werde, ist eine Anzeige bei der Federal Motor Carrier Safety Administration (FMCSA) erstatten!” – Das saß! Auch wenn er es sich wieder kaum anmerken liess, ich konnte deutlich sehen, wie er schluckte. Diese Behörde mit dem langen Namen hat unter anderem einen ausführlichen Leitfaden dazu veröffentlich, was man alles tun sollte und kann, um von einer “Moving Company” nicht übers Ohr gehauen zu werden. Außerdem kann diese Behörde Strafen bis zum sofortigen Entzug der Lizenz und $10000 pro Tag verhängen, wenn sich das Umzugsunternehmen nicht korrekt verhält. Leider hatte ich davon aber erst erfahren, als wir schon Florida auf unsere Sachen warteten. Aber immerhin…

Mittlerweile war schon über eine Stunde vergangen, diverse Mitarbeiter aus dem Gebäude, diverse zukünftige Mitbewohner und natürlich die gesamte Umzugsmannschaft standen mit angespannten Mienen um uns herum.

Piedro musste jetzt natürlich erneut seinen Chef anrufen – und entfernte sich dafür ca. 50 Meter von uns.

Ich war in jedem Fall gewillt dieses nervtötende Spiel weiter zu spielen, weil ich in gar keinem Fall bereit war $2000 für absolut ganz und gar Nichts auszugeben – und mir natürlich mittlerweile klar war, das wir am Anfang einfach nur mit einem niedrigen Preis geködert wurden und nie die Absicht bestand unsere Umzug tatsächlich “günstiger” durchzuführen.

Nach einem 5 minütigen Telefonat kam Piedro zu uns zurück und wirkte schon von weitem irgendwie seltsam erleichtert. Er sagt einfach nur “Du hast gewonnen!” was mir natürlich zugegebenermaßen ebenfalls angenehme Gefühle bereitete… 😉

Danach unterhielten wir uns sogar richtig nett über seine Familie und zeigten uns gegenseitig Bilder von unseren Kindern.

Der Rest verlief dann tatsächlich reibungslos und natürlich wurden wir auch problemlos rechtzeitig fertig.

Zum Schluss sei noch angemerkt, dass mir ausnahmslos jeder zu meinem Verhandlungsgeschick (oder auch Sturheit) gratulierte – inklusive aller Umzugshelfer.

Hartnäckigkeit kann sich also durchaus auszahlen!

Warum ich die ganze Geschichte hier poste? Ich möchte einfach jedem Mut dazu machen, sich nicht immer alles gefallen zu lassen. Natürlich muss man manchmal Kompromisse finden, aber nicht in jedem Fall und schon gar nicht zu jedem Preis!!

Und hier noch der Link, der einem tatsächlich in vielen Fällen weiterhilft! Bitte UNBEDINGT >>vor<< einem Umzug lesen!

https://www.protectyourmove.gov/

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