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GERMAN: Eine echte Katastrophe oder wie auch das Deutsche Konsulat in den USA menschlich komplett versagt!

Dieser Eintrag ist wirklich keine schöne Geschichte… eher eine Geschichte darüber wie Bürokraten und stumpfsinnige Regeln normale Menschen, in diesem Fall uns, in die absolute Verzweiflung treiben.

Dabei fing alles erstmal noch “relativ” harmlos an.

Die Mutter meiner Frau, Marija (65 Jahre alt), war zu Hause in Deutschland in ihrer kleinen Wohnung gestürzt und hatte sich die Hüfte gebrochen. Bewegungsunfähig lag sie mehrere Stunden auf dem Boden und wurde aber glücklicherweise, nach dem besorgten Anruf ihres Sohnes, dem Bruder meiner Frau, von einer Nachbarin gefunden.

Nach der Einlieferung ins Krankenhaus rechneten wir erstmal mit einer zumindest absehbaren Genesungszeit und einer einigermaßen raschen Rehabilitation.

Bedingt durch eine Zuckerkrankheit und ihren auch sonst nicht sehr aktiven Lebenswandel, hatte Marija jedoch anscheinend stärker mit der Situation zu kämpfen, als es wir und die Ärzte erwartet hatten.

Eine Lungenentzündung und diverse weitere Komplikationen führten dann aber in nur 4 Tagen zum Herzstillstand und rasch eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen.
Glücklicherweise konnte sie zurück geholt werden und wir alle schöpften nach dem ersten Schreck große Hoffnung, da wir so etwas in der Familie schon einmal erlebt hatten – und derjenige sich heute wieder bester Gesundheit erfreut.

Marija überstand den nächsten Tag im künstlichen Koma und die Ärzte waren der Meinung, dass sie wohl nochmal davon gekommen sei.

In der darauf folgenden Nacht erlitt sie dann den nächsten Herzstillstand. Dieses Mal war ihr Körper jedoch viel zu schwach und reagierte nicht mehr auf die Wiederbelebungsversuche.

Als Kris, meine Frau, davon erfuhr, war sie, wie wir alle, tief erschüttert. Sie hatte schon ihren Vater als kleines Mädchen verloren und war sehr viele Jahre nicht richtig darüber hinweg gekommen.

Jetzt ereilte dieses Schicksal auch ihre Mutter viel zu früh.

Noch gelähmt und sehr betroffen durch den Schmerz versuchten wir schon am nächsten Tag heraus zu finden, ob und wie Kris zur Beerdigung nach Deutschland reisen könnte.

Zu unserem großen Erschrecken stellten wir nach relativ kurzer Recherche fest, dass wir bedingt durch unseren aktuellen Visa-Status die USA nicht verlassen können.
Würden wir oder einer von uns diese Reise trotzdem wagen, bestünde die Gefahr unseren Visa-Status zu gefährden und eine Rückkehr wäre dann nur noch als Tourist oder unter Umständen vorerst gar nicht mehr möglich.

Für eine Mutter von drei schulpflichtigen Kindern natürlich eine vollkommen inakzeptable Voraussetzung für eine Reise nach Deutschland.
Auch die Kinder sind nämlich auf unsere Visa angewiesen, weil sie sonst in den USA nicht mehr zur Schule gehen könnten und wir insofern unsere gesamte Situation hier gefährden würden.

Als ich mich auf die Suche nach irgendeiner akzeptablen Lösung machte, bekam ich dann auch gleich den Vorwurf zu hören, dass wir uns um unsere neuen Visa, die auch eine Ausreise ermöglichen würden, eben früher hätten kümmern müssen.

Genau das haben wir aber getan! Als wir nämlich unser neues Visum beantragt haben, hatte unsere teure New Yorker Anwältin von einer Bearbeitungsdauer von ungefähr 8 Monaten gesprochen.
Tatsächlich warten wir bis zum heutigen Tag aber jetzt schon 2 VOLLE JAHRE und haben immer noch keinen verwertbaren Bescheid bekommen.
Nun ist es unvorstellbarer Weise auch nicht so, dass man bei der Einwanderungsbehörde einfach anrufen und nach seinem Fall fragen kann.
Nicht einmal unsere Anwältin kann den zuständigen Bürokraten erreichen oder irgendwie Druck machen.
Wir müssen einfach so lange warten, wie es eben dauert. Es sind ja auch erst, wie schon gesagt, zwei Jahre.

Anscheinend hat die Einwanderungsbehörde mittlerweile einfach vergessen, dass sich hinter den vielen Papierbergen menschliche Schicksale verbergen und behandelt all diese “Bittsteller” nur noch als entmenschlichte Vorgänge mit Nummern.
An welche Zeit der deutschen Geschichte mich das erinnert, muss ich hier, glaube ich, nicht weiter ausführen.

Natürlich haben wir auch nicht gleich aufgegeben. Wir hatten unter anderem online eine Stelle der US-Regierung gefunden, die sich nach eigenen Angaben mit solchen Problemen beschäftigt.

Dort konnten wir, auch wieder ohne jede Telefonnummer, nur postalisch unsere Formulare zur Beantragung einer sogenannten “Humanitarian Parole” einreichen.
Allein schon die Übersetzung dieses Ausdrucks fällt schwer, weil “Parole” wörtlich übersetzt u.a. Hafturlaub oder Bewährung bedeutet.
Dass wir für das Zusammentragen aller Unterlagen insgesamt drei Tagen brauchten, ist sicherlich verständlich, wenn man erfährt, dass wir dafür unter anderem folgende Unterlagen beschaffen mussten:

Geburtsurkunde, beglaubigte Sterbeurkunde, Kontoauszüge aller Konten der Familie, alle Versicherungsunterlagen zu allen bestehenden Versicherungen, aktuelle Einkommensnachweise, Steuererklärungen, Nachweise zu allen persönlichen Besitztümern wie Wohnungen oder sonstigen wertvollen Gegenständen, Heiratsurkunde, Visa Unterlagen, eine genaue beabsichtigte Reise Beschreibung und so weiter und sofort.

Insgesamt trugen wir so mehr also 30 Seiten an Unterlagen zusammen und füllten außerdem das fünfseitige, äußerst umständliche Formular mit 13 Seiten Erläuterungen aus.

Darüber hinaus durften wir $360 als Bearbeitungsgebühr beilegen und sollten “Expedited” (auf deutsch: Beschleunigt) auf das Formular schreiben, damit es im Falle einer Beerdigung auch tatsächlich beschleunigt bearbeitet werden kann.

So weit so schon mal tatsächlich erschreckend unmenschlich und unsinnig bürokratisch!

Warum muss man seinen gesamten Besitz nachweisen, wenn man zu einer Beerdigung reisen möchte?

Man stelle sich nur die Erledigung all dieser Dinge in einer solchen menschlichen Extremsituation, wie dem Tod der eigenen Mutter, vor.

Nachdem wir die Unterlagen dann endlich per Einschreiben abgeschickt hatten und mal wieder die übliche fast dreitägige Auslieferungsverzögerung online verfolgen konnten, kam die Post dann doch irgendwann im Postfach der Einwanderungsbehörde in Texas an.

Und was geschah dann? Was würde wohl jeder normale Mensch mit normalen menschlichen Gefühlen erwarten? Natürlich eine rasche Bearbeitung, eventuell einen Rückruf der Einwanderungsbehörde oder aber zumindest eine irgendwie geartete menschliche Reaktion.
Schließlich ist gerade die Mutter eines Menschen überraschend gestorben!

Und was geschah tatsächlich? Wir hatten die Beerdigung vorsorglich schon um fast 2,5 Wochen verschoben, um meiner Frau die Teilnahme zu ermöglichen.

Aber das half leider alles absolut nichts. Tatsächlich hörten wir von der Einwanderungsbehörde bis zum heutigen Tag…

ABSOLUT NICHTS!!!



Auch über 2 Monate nach Einreichen der “Unterlagen” haben wir keinerlei Reaktion von dieser unmenschlichen Behörde erhalten, lediglich eine automatisierte Empfangsbestätigung. Das ist tatsächlich alles!

Eigentlich unvorstellbar und in tiefsten Maße traurig aber trotzdem wahr.

Sind wir eigentlich Gefangene fragten und fragen wir uns mittlerweile oft. Oder leben wir möglicherweise in der ehemaligen DDR? Wie unmenschlich muss man sein, um solche “Vorgänge” auf diese Art und Weise zu behandeln?

Dieser gesamte Ablauf soll ja angeblich dazu gedacht sein, im Falle einer Beerdigung die Ausreise zu ermöglichen – und dann bekommt man in einer derart tragischen Situation noch nicht einmal IRGENDEINE Rückmeldung.

Heutzutage ist es ja offensichtlich nicht mehr so, dass der einzelne Mensch etwas zählt.
Regeln und Gesetze in den Händen von gefühllosen und gewissenlosen Bürokraten haben schon lange die Macht übernommen.
Wir werden als anonyme Masse behandelt, die es wie eine Schafherde, unter Androhung aller möglichen Strafen, Regeln und Sanktionen im Zaum zu halten gilt.

Formulare in unglaublicher Länge und Detailverliebtheit sind angeblich sinnvoll und notwendig um zu verhindern, dass die Regeln von irgendwem missbraucht werden.

Natürlich könnte ich zu dieser Geschichte noch viele weitere Details niederschreiben, aber jedes Mal, wenn ich mich damit beschäftige, fange ich an mich darüber aufzuregen – und das schadet mittlerweile schon erheblich meiner persönlichen Gesundheit.

Wie erniedrigend, unmenschlich und gewissenlos das Alles doch ist!

Ach ja, das Deutsche Konsulat hatten wir auch noch angerufen. Dort bekamen wir aber nur die lapidare Auskunft, dass wir uns an die amerikanische Behörde wenden müssten und dass sie uns nicht weiter helfen könnten…

Es sind einfach “nur” sinnlose Regeln und gehirnlose Bürokraten, die unser Leben mit auszufüllenden Formularen “bereichern” und dabei jede Menschlichkeit vergessen.

Und was können wir dagegen tun? Nichts! Wir sind machtlos im wahrsten Sinne des Wortes.

Natürlich ist noch ein letzter Funke Hoffnung in mir, sonst würde ich das Alles hier nicht niederschreiben.

Vielleicht erreicht diese Geschichte ja irgendwen, der irgendetwas dagegen tun kann.

Insofern würde ich mich sehr freuen, wenn jeder, der das Ganze bis hierhin gelesen hat, es an ein paar weitere Menschen schickt.

Gemeinsam sind wir ja vielleicht doch immer noch stärker, als die menschenverachtende Bürokratie…







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